zur Filmbeschreibung

Programm für: Sonntag 22.06.2014

BAAL

BRD 1970, Farbe, 78 Min., FSK ab 12
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller Hanna Schygulla, Irm Hermann, Margarethe von Trotta, Peer Raben, Günther Kaufmann, Marian Seidowsky, Walter Sedlmayr und Rainer Werner Fassbinder

BAAL ist Brechts erstes Bühnenstück, geschrieben 1918 im Alter von 20 Jahren als Reaktion auf ein Drama von Hanns Johst. Angewidert von dessen verklärender Art, das Leben des Dichters Grabbe darzustellen, schuf Brecht die Gegenfigur Baal als überlebensgroße Projektion individueller Vitalität. Seinen eigenen Worten zufolge, behandelt das Stück die gewöhnliche Geschichte eines Mannes, der in einer Branntweinschenke einen Hymnus auf den Sommer singt, ohne die Zuschauer ausgesucht zu haben – einschließlich der Folgen des Sommers, des Branntweins und des Gesanges – … Nicht die Verherrlichung nackter Ichsucht und die schrankenloser Lebensgier eines asozialen Dichters ist das Thema des Stückes, sondern die Reaktion eines ungebrochenen Ich auf die Zumutungen und Entmutigungen einer Welt, die selber asozial ist. Nach der Uraufführung 1970 ließ Bertolt Brechts Witwe, Helene Weigel, weitere Vorführungen von Volker Schlöndorffs viertem Spielfilm untersagen und BAAL verschwand für über 40 Jahre in den Archiven. Nun erlebt der Film seine Kinouraufführung, zudem in restaurierter Fassung. In 24 Kapiteln erzählt Volker Schlöndorff von dem selbstverliebten und lebenshungrigen Dichter Baal, den kein geringerer als Rainer Werner Fassbinder spielt. An seiner Seite agiert ein ganzes Ensemble späterer Fassbinder-Mitarbeiter – Hanna Schygulla, Günther Kaufmann, Walter Sedlmayr, Irm Hermann, Hark Bohm und Harry Baer –, aber auch Schlöndorffs spätere Ehefrau, Margarethe von Trotta, arbeitet zum ersten Mal mit den beiden deutschen Regie-Ikonen zusammen. Auf brillante Weise überträgt Schlöndorff das historische Brecht-Stück in die Gegenwart der 68er und fängt eindrucksvoll die Stimmung der Revolte und sexuellen Befreiung ein. Die Lieder vertonte Klaus Doldinger neu in seiner zweiten Filmmusik überhaupt.

Matinée am So 15. Juni um 12 Uhr
sowie Mi 18. Juni um 19 Uhr

Zum Seitenanfang