Film- und Veranstaltungsreihe zum 9. November 1938

DER DRITTE BRUDER


Deutschland 2024, Farbe, 111 Min., FSK: ab 12
Ein Film von Kathrin Jahrreiss

Trailer

Das Rätsel um den fehlenden Familiensinn des Vaters schickt die Autorin auf eine Forschungsreise in die Familiengeschichte, die sich gleichzeitig als Reise in die Abgründe der deutschen Zeitgeschichte erweist. Dabei stößt sie nicht nur auf seine im Holocaust umgekommene Mutter, sondern auch auf die Geschichte dreier Brüder. Vom Dritten Reich über das geteilte Deutschland sind sie zerrissen zwischen den Fronten politischer Ideologien. Jeder versucht auf seine Weise im totalitären Regime zu überleben. „Der dritte Bruder“, der seinen Söhnen erzählte, die Mutter sei im Sanatorium gestorben, ist der Großvater der Filmemacherin, die mit ihrem Vater versucht, Verdrängung und Sprachlosigkeit zu überwinden.
Die Regisseurin nimmt ihren Vater mit auf eine Reise in seine Vergangenheit, die sich zu einer
Art Tiefenbohrung in eine deutsche Familiengeschichte von der Nazizeit, über das geteilte Deutschland bis ins Heute entwickelt…
Di 4. und Mi 5. November jeweils um 16.15 Uhr


DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE


Deutschland, Frankreich 2024, Farbe, 134 Min., FSK: ab 12
Regie und Buch: Kirill Serebrennikov
Mit August Diehl, Friederike Becht, Burghart Klaußner

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Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang Josef Mengele, dem NS-Arzt, der im Vernichtungslager Auschwitz praktiziert hatte, die Flucht aus Deutschland. Mit Hilfe von SS-Soldaten und der Unterstützung wohlhabender südamerikanischer Familien ging er nach Argentinien, um unterzutauchen. Von Buenos Aires nach Paraguay, mit Aufenthalten im brasilianischen Urwald, organisierte der sogenannte Todesengel sein methodisches Verschwinden und entging jeglicher Form von Prozess.

„Um den Begriff „Die Banalität des Bösen“ kommt man nicht herum, wenn man über Kirill Serebrennikovs Film DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE schreibt. August Diehl spielt den als „Engel des Todes“ bekannten Arzt, der in Auschwitz selektierte und grausame Experimente durchführte, als zunehmend verbitterten, vor Selbstmitleid triefenden Mann, der im südamerikanischen Exil sein Schicksal beklagt. Brillant gefilmt, schonungslos und entlarvend.“ (programkino.de)
Wegen überlänge Eintritt 10, eräßigt 9 Euro

Do 6. bis So 9. November täglich um 20.15 Uhr
Mo 10. bis Mi 12. November täglich um 16 Uhr

SIRIUS Quartett - Incantations


Das Sirius Quartet aus New York vereint ein aufregendes Repertoire mit unverkennbarer improvisatorischer Leidenschaft. Mit Präzision, Seele und einer rohen Energie glänzen die Performer-Komponisten und lassen gängige Labels wie „Neue Musik“ geradezu zahm erscheinen. Sirius hat Werke bedeutender zeitgenössischer Komponisten uraufgeführt und bleibt seinem langjährigen Engagement für musikalische Innovation treu. Mit mutigen, originellen Kompositionen seiner Mitglieder erweitert das Quartett das konventionelle Vokabular von Streichinstrumenten durch die Einbeziehung populärer Songformen, erweiterter Techniken, packender Improvisationen und unverkennbarer, zeitgenössischer Grooves. Seit Jahren engagieren sich Gründer Gregor Hübner und das Sirius Quartett für Demokratie und gegen Rassismus und Antisemitismus.

Eintritt: 22 Euro, erm. 20 Euro. Kartenvorverkauf im Kino Traumstern
Reservierunge unter www.kuenstlich-ev.de

Fr 14. November um 19:30 Uhr
Kulturzentrum Bezalel-Synagoge

THE RETURN // DIE RÜCKKEHR


Südafrika 2025, Farbe, 90 Min., OmU
Ein Film von Mark Kaplan und Heidi Grunebaum (Autorin und Regie)

Ein südafrikanischer Blick auf (deutsche) Erinnerungskämpfe zwischen Holocaust, Rassismus und kolonialer Gewalt.
Der südafrikanische Dokumentarfilm THE RETURN erforscht die Nachwirkungen von Holocaust und Antisemitismus aber auch von Apartheid, kolonialer Gewalt und Rassismus anhand der verflochtenen Geschichten von südafrikanischen und deutschen Gesprächspartner:innen, die Teil von Erinnerungskämpfen sind. Er zeigt Brüche und Zusammenhänge zwischen Ideologien und Strukturen und ergründet die Rückkehr von „White Supremacy“ und Faschismus in der heutigen Zeit. Der Film bewegt sich zwischen Südafrika und Deutschland und von dort auch zu der umstrittenen Bedeutung, die Israel für die deutsche Erinnerungspolitik hat.

zum Film

Die Filmemacher Mark Kaplan und Heidi Grunebaum sind beide jüdische Südafrikaner:innen, deren Familien vor den Nazis ins südliche Afrika geflohen waren und die sich seit vielen Jahren zum Umgang mit Menschenrechtsverbrechen, zu Antirassismus und postkolonialer Gerechtigkeit engagieren.

Matinée am So 9. November um 11.30 Uhr

HANNAH ARENDT – DENKEN IST GEFÄHRLICH


Deutschland/USA 2025; Farbe und S/W, 87 Min., FSK: ab 12
Ein Film von Jeff Bieber, Gazit Chana, Maia Harris

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Nach langer Zeit widmet sich wieder ein Kinofilm der bedeutenden Philosophin Hannah Arendt - Aktivistin, Medienpersönlichkeit und furchtlose Denkerin "ohne Geländer". Durch Originalzitate aus Arendts Essays und Briefen, vorgetragen von Nina Hoss, sowie atmosphärische Archivaufnahmen entsteht ein intimes Porträt einer Intellektuellen, deren Leben geprägt war von der Erfahrung des Hitlerfaschismus und der Unfassbarkeit des Holocaust. Der Film zeigt, wie Arendt als Jüdin und Widerstandskämpferin die Welt zu verstehen suchte - und warum ihre Gedanken über die Katastrophen des 20. Jahrhunderts direkt zu uns im Hier und Jetzt sprechen.

Mo 17. bis Mi 19. November täglich um 18.30 Uhr

VOLKSVERTRETER


Deutschland 2022, Farbe, 94 Min., FSK: ab 12
Regie: Andreas Wilcke

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Über den Zeitraum von 3 Jahren begleitet der Film 4 Bundestagspolitiker der AFD im Bundestag und in ihren Wahlkreisen. Dabei gewähren diese dem Filmemacher einen ungewöhnlichen nahen Einblick in ihre Arbeitsprozesse. Wir sehen sie beim Strategien schmieden, Texte verfassen, beim Kontakt mit den Bürgern am Stammtisch
oder über die sozialen Medien, für die sie permanent Content erstellen.

Der STERN schreibt:“ "Volksvertreter" überlässt dem Zuschauer die Wertung des Gesehenen… Er (der Regisseur) filmte Büro-Besprechungen, interne Sitzungen der Fraktion, öffentliche Auftritte und Besuche im Wahlkreis. Der Film zeigt Abgeordnete, die sexistische Witze machen, die rassistische Aussagen von Parteimitgliedern belächeln, die Verbrechen der deutschen Geschichte verharmlosen. Das alles ist nicht neu, aber selten so nah und eindrücklich dokumentiert worden. Weil man hinter die Bürotüren blicken kann.

Do.20. bis Sa. 22. November täglich um 16.30 Uhr

Verbrechen Vergessen – vergessene Verbrechen?


Link

Wie kann man Erinnerung heute lebendig und partizipativ gestalten – im Schulunterricht, in Städten und Gemeinden, aber auch ganz privat von der Couch aus? Die vielfältigen Angebote der Arolsen Archives laden dazu ein, sich aktiv mit der Geschichte der NS-Verfolgung auseinanderzusetzen. Lilith Roska – Online Redakteurin bei den Arolsen Archives – stellt einige dieser Möglichkeiten vor: Von der Bildungsplattform arolsen school über die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts bis hin zur Social-Media-Arbeit der Arolsen Archives. Außerdem werden wir uns gemeinsam fünf animierte Kurzfilme aus dem Projekt #StolenMemory ansehen, die die Schicksale von NS-Verfolgten erzählen.
Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung – mit dem weltweit größten Archiv zu Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus.
Eintritt frei.
Veranstaltende: Forum für Völkerverständigung Lich e.V., Arolsen Archives, AdiNet Mittelhessen, Kino Traumstern/künstLich e.V.

So 23. November um 12 Uhr im Kino Traumstern

DAS KOSTBARSTE ALLER GÜTER


Frankreich; Belgien 2024, Farbe, Animation, 84 Min., FSK: ab 12
Regie: Michael Hazanavicius

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Als Graphic Novel erzählt der neue Film von Michel Hazanavicius die märchenhafte Geschichte eines kleinen Mädchens, das als Baby aus einem Zug geworfen und von einer gütigen Frau gerettet und aufgenommen wird. Ein künstlerisch herausragender und tief bewegender Film über die rettende Kraft der Menschlichkeit.
Eines Tages, als der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fiel, kam ein Zug vorbei, so wie jeden Tag. Aus dem Zug wurde ein Bündel geworfen. Darin eingebettet lag ein Baby. Die Frau, die sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind, glaubte an ein Wunder und nahm das Baby bei sich auf, gegen den Willen ihres Mannes. Denn es war die Zeit des Krieges und die Menschen in den Zügen waren die angeblichen „Feinde“ der rechtschaffenen Bürger – und das Ziel ihrer Reise war der sichere Tod.
Der Regisseur Michel Hazanavicius erzählt die Geschichte nach der gleichnamigen Buchvorlage von Jean-Claude Grumberg als eine wunderschöne animierte Graphic Novel im Stil eines Märchens. (Ein) Film, der von einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Europas erzählt, in dem ein beispielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit geschehen konnte, weil Menschen es zugelassen haben. Und in dem die Güte und Menschlichkeit Einzelner sich immer wieder dagegengestellt haben. Eine bessere Mahnung an das, was gerade in Europa und der Welt passiert, kann es in filmischer Hinsicht nicht geben. (FBW – Besonders wertvoll)

Mo 24. bis Mi 26. November täglich um 16.30 Uhr