MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN
Deutschland 2024, Farbe, 106 Mon., FSK: ab 12
Regie: Constanze Klaue
frei nach dem Roman von Lukas Rietzschel
DarstellerInnen: Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe, Steffi Kühnert
Die Brüder Philipp (12) und Tobias (9) wachsen Anfang der 2000er in der ostdeutschen Provinz auf. Die Familie baut ein Haus. Der hagere Uwe, der auf der Baustelle hilft, ist plötzlich tot. Sein Absturz scheint das Schicksal einer ganzen Region widerzuspiegeln: zu viel Alkohol, keine Arbeit und eine DDR-Vergangenheit, von der man sich nicht befreien kann. Mit dem Einzug in das noch unfertige Haus beginnt der Zerfall der Familie. Der Vater wird arbeitslos, die Mutter versucht, die Dinge am Laufen zu halten. Mittendrin Tobi und Philipp, alleingelassen mit sich selbst. Im Gegensatz zur häuslichen und familiären Enge scheint die Landschaft grenzenlos. Endlose Wälder, gelbe Rapsfelder und das türkisblaue Wasser der Steinbrüche, in das man springen kann, um der Langeweile für einen Moment zu entkommen. In einem Leben, in dem es ansonsten wenig Lichtblicke und Vorbilder gibt, wird die Natur zum Rückzugsort. Am Ende bleiben nur noch die älteren Jungs, die Abenteuer versprechen, aber Gewalt und Fremdenhass meinen. Ihnen schließt sich Philipp an. Zum ersten Mal spürt er Sinn und Zugehörigkeit, auch wenn dafür Grenzen überschritten werden. Als in der Nähe ein Flüchtlingsheim entstehen soll, eskaliert die Situation.
(Berlinale)
2006 beginnt Constanze Klaues Romanverfilmung, die sogenannten Baseballschlägerjahre waren da schon vorbei - oder begann gerade eine neue Phase? Die Diskussion über „den Osten“ jedenfalls hat in den letzten Jahren nicht nachgelassen, inzwischen entstehen auch Filme von Menschen vor Ort, so wie Klaue, deren Blick anders, vielleicht auch differenzierter ist, mit dem Ergebnis eines sehenswerten, genau beobachteten Jugenddramas.
Matinée am So 15. Juni um 12 Uhr
Di 17. und Mi 18. Juni jeweils um 16.30 Uhr
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