DIE ERMITTLUNG
Deutschland 2024, Farbe, 240 Min., FSK. Ab
Regie: RP Kahl
DarstellerInnen: Rainer Bock, Clemens Schick, Berhard Schütz, Andreas Anke. Philipp Awdejew, Elisabeth Duda, Marc Fischer, Arno Frisch, Attila Borlan, Dorka, Gryllus u.a.
Mit der Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Peter Weiss inszeniert RP Kahl die Protokolle und Aufzeichnung aus dem ersten Frankfurter Auschwitzprozess für das große Kino. Dabei ermöglicht er durch einen klug reduzierten Einsatz der Mittel einen sachlichen und doch tief erschütternden Zugang zur Aufarbeitung der unfassbaren Verbrechen an der Menschlichkeit. Ein gewaltiges Werk, in jeder Beziehung.
Ein Richter, ein Verteidiger, ein Ankläger, 39 Zeugen und 18 Angeklagte bilden das Figurenpersonal von „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“. Das Stück basiert auf dem ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965), der zu den wichtigsten gerichtlichen Auseinandersetzungen mit den Gräueltaten der NS-Herrschaft im Konzentrationslager Auschwitz gehört. Geschrieben hat es im Jahr 1965 Peter Weiss, der als Zuschauer dem Prozess selbst beiwohnte Als Grundlage für das Stück wählte Weiss die Protokolle der Zeugen- und Angeklagtenaussagen, die Berichte der Presse und die Erinnerungen der Beteiligten. Als Aussagen vor Gericht sind diese geprägt von Sachlichkeit und – auf der Seite der Angeklagten – einer unmenschlichen Kälte und Überheblichkeit. So legen sie ein tief erschütterndes Zeugnis ab über ein barbarisches Verbrechen ungeahnten Ausmaßes.
DIE ERMITTLUNG inszeniert RP Kahl äußerst reduziert im Stil eines Gerichtsdramas. Die Konzentration auf die wie auf einer Theaterbühne agierenden Menschen, auf ihre Gesichter und ihre Augen, vermittelt nachvollziehbar, gerade in Verbindung mit der protokollhaften Sachlichkeit, das pure Grauen der NS-Verbrechen. Licht- und Farbsetzung sind bewusst kühl gesetzt. So entsteht eine distanzierte Reflektion, die die Zuschauenden immer wieder zwingt, sich dem Gehörten zu stellen. Dass es sich bei DIE ERMITTLUNG nicht um abgefilmtes Theater handelt, zeigt die ausgefeilte Dramaturgie der Kamera-Einstellungen und Montage. … Die Informationen, die man aus den Aussagen zieht, sind schockierend, sind abstoßend und machen das unmenschliche Grauen des Ortes Auschwitz als Betrieb der Vernichtung klar und deutlich. Mit seinem durchdachten inszenatorischen Konzept trägt RP Kahl zu einem Wandel der filmischen Erinnerungskultur bei und eröffnet durch eine sachliche Darstellung des eigentlich Unfassbaren einen neuen Zugang zu diesem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. (FBW)
Wegen Überlänge Eintritt 12, ermäßigt 11 Euro
Matinée am So 10. November um 11.30 Uhr
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