zur Filmbeschreibung

MITTSOMMERNACHTSTANGO

Deutschland 2013, Farbe, 83 Min., OmU, FSK: o.A.
Regie, Buch: Viviane Blumenschein

Tango kommt aus Argentinien, ist doch klar. Oder? Laut Aki Kaurismäki waren es in Wirklichkeit die Finnen, die den melancholischen Tanz erfunden haben, bevor er nach Südamerika kam. Wenn man Kaurismäki kennt, dann weiß man, dass man nicht alles ernst nehmen muss, was der Regisseur von sich gibt. Dass die Finnen aber den Tango lieben, dass zeigt auf amüsante Weise Viviane Blumenschein in ihrem Film MITTSOMMERNACHTSTANGO, in dem sie argentinische Tango-Tänzer und -Musiker auf eine skurrile wie erhellende Reise durch Finnland schickt.
Zumindest was die Melancholie angeht passt es ja: Tango und Finnland. Wenn man allerdings an die erotische, extrovertierte Komponente des Tango-Tanzens denkt, kommen doch Bedenken auf, dass in den einsamen Weiten Finnlands Tango wirklich ein Zuhause hat. Dass Aki Kaurismäkis Erzählung vom Ursprung des Tangos an der finnischen Ostküste – wo die Musik dazu diente, Wölfe fernzuhalten und das Vieh zu beruhigen – von wo er von Seefahrern nach Uruguay und schließlich nach Argentinien getragen wurde, eine hübsche Geschichte ist, aber nicht mehr, wird schon am Ende von Kaurismäkis Monolog deutlich, mit dem Viviane Blumenschein ihren Film eröffnet: Denn bevor den Finnen der Tango gestohlen wurde, haben die Österreicher ihnen den Walzer weggenommen…
Nach diesem ironischen Beginn führt die Reise von „Mittsommernachtstango“ zunächst nach Buenos Aires, wo der Tango zumindest so sehr zu Hause ist wie sonst nirgendwo. Ob er hier tatsächlich erfunden wurde ist unklar, über die Ursprünge des Tanzes herrscht keine Einigkeit unter Wissenschaftlern und Tangologen. Zumindest der junge Tango-Gitarrist Diego Kvitko ist felsenfest davon überzeugt, dass der Tango in Buenos Aires entstanden ist und wirkt geradezu beleidigt, wenn jemand daran zweifelt… Viele interessante Gestalten hat Viviane Blumenschein zusammengetragen, die sie in einer losen Road-Movie Struktur präsentiert, die immer wieder von Aufnahmen der einsamen, malerischen finnischen Landschaft unterbrochen wird und „Mittsommernachtstango“ zu einem interessanten Einblick in die finnische und argentinische Seele gibt.
(Michael Meyns in www.programmkino.de)

So 29. Juni bis Di 1. Juli täglich um 21 Uhr
sowie Mi 2. Juli um 17 Uhr

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