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AXOLOTL OVERKILL

Deutschland 2016, Farbe, 94 Min., FSK: ab 12
Regie und Buch: Helene Hegemann
Darsteller: : Jasna Fritzi Bauer, Arly Jover; Mavie Hörbiger; Laura Tonke; Julius Feldmeier

Mifti ist 16, sieht aus wie 12, verhält sich wie Mitte 30 und lebt seit dem Tod ihrer Mutter mit ihren Halbgeschwistern in einer Berliner WG. Ihr Vater hält Terrorismus für einen zeitgemäßen Karrierezweig und interessiert sich eher für Kunst als für Menschen; zur Schule gehen macht in diesem Setting weniger Sinn als sein Leben zwischen Parties, Drogen, Affären und Küchentischpolemiken zu verbringen. Sie ist wild, traurig, vernünftig und verliebt. Die Erwachsenen, auf die sie trifft, sind dagegen nur eines: verzweifelt. Entweder, weil bald die Welt untergeht, oder weil sie nicht wissen, was sie anziehen sollen. Also muss Mifti selbst erwachsen werden, auf die eine oder andere Weise
Schon der Roman Axolotl Roadkill von Helene Hegemann, der im Jahr 2010 die Bestsellerlisten stürmte, provozierte und polarisierte das Publikum. Die Verfilmung unter dem Titel AXOLOTL OVERKILL führt die einzigartige und radikale Stimmung dieses Buchs nahtlos auf der großen Leinwand fort und erzählt die Geschichte einer jungen Frau auf der Schwelle zwischen Kindheit, Jugend und Erwachsensein aus genau dieser Lebensperspektive heraus. Denn „normal“ kann ja jeder.

Helene Hegemanns Adaption ihres Romans Axolotl Roadkill ist in erster Linie deshalb ein solch herausragender Film, weil er absolut kompromisslose Wege findet, um seine Figur mit allen zur Verfügung stehenden filmischen Mitteln zu erzählen. Der Film scheint sich auf erfrischende Art und Weise nicht um Erwartungen und Konventionen zu kümmern, sondern bleibt in Form und Gestaltung radikal in der Filmemacherperspektive. Diese Form des konsequenten Independent-Films ist zur Zeit in Deutschland ein rares Gut: einer, der sich von Konventionen freimacht, ohne gleich mit ihnen brechen zu müssen, der sich jede moralische Freiheit nimmt, ohne gleich verletzen zu müssen, und der bei all dem immer genau weiß, was er erzählen möchte.
Wenn man so will, ist AXOLOTL OVERKILL ein Coming-of-Age-Film in dem Sinne, dass die 16jährige Protagonistin Mifti ihren Platz in der Welt sucht. Selten wurde so radikal das Versagen der Erwachsenen erzählt, die einer jungen Generation außer Konsumbesessenheit und Selbstverliebtheit nichts anzubieten hat, an das es anzudocken bzw. an dem es sich zu orientieren lohnte. Krank ist nicht das Mädchen, sondern ihre Gruppe an Bezugspersonen aus der Erwachsenenwelt... Und mittendrin Jasna Fritzi Bauer als Mifti, Herz und Seele des Films, Taktgeberin und emotionales Zentrum. Ein in jeder Hinsicht gelungener Film. (aus der FBW Jurybegründung – Besonders wertvoll)

Fr 30. Juni bis Mi 5. Juli täglich um 21 Uhr
Matinée am So 2. Juli um 12 Uhr

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