zur Filmbeschreibung

Programm für: Donnerstag 08.11.2012

MORE THAN HONEY

Reihe: Deutscher Filmpreis 2013

Schweiz / Deutschland / Österreich 2012, Farbe, 94 Min., FSK: o.A.
Regie und Drehbuch: Markus Imhoof, Co-Autorin: Kestin Hoppenhaus
Kamera: Jörg Jeshel, Musik: Peter Scherer, Sprecher: Robert Hunger-Bühler

Ein toller Film: poetisch und warmherzig, präzise recherchiert und technisch brillant. Das Thema erscheint zunächst unspektakulär: Es geht um die Honigbiene…
Schon Großvater Imhoof hatte mit Bienen zu tun: Als Chef einer Obstkonservenfabrik war er nicht nur Obstbauer, sondern auch Imker, denn wer Obst will, braucht Bienen. Ohne Honigbienen gibt es keine Bestäubung und ohne Bestäubung gibt es kein Obst. Das Kind Markus Imhoof lernte vom Großvater, wie wichtig die Bienen für die Menschen und für die gesamte Natur sind. Aus dem kleinen Jungen wurde einer der bekanntesten Schweizer Regisseure, der mit seinen Filmen, oft über heikle gesellschaftliche Themen, Aufsehen erregte. Aus den Honigbienen wurde eine Tierart in der Krise. Es geht ihnen nicht gut. Weltweit sterben sie, und niemand weiß, warum.
Markus Imhoof wagt sich wieder an ein kompliziertes Thema, das diesmal auch ihn selbst und seine Familiengeschichte betrifft. Er versucht das Rätsel um das Bienensterben zu lösen. Dafür reist er um die Welt und untersucht das Verhältnis zwischen Bienen und Menschen, er trifft auf rücksichtslose Geschäftemacher ebenso wie auf unermüdliche Traditionalisten. Die Zusammenhänge zwischen dem Missbrauch der Natur durch den Menschen und den Folgen werden schnell deutlich. In China sind Honigbienen in einigen Regionen ausgestorben – hier werden Obstbäume von Hand bestäubt. Markus Imhoof reist mit einer Pollenhändlerin und zeigt, wie aufwändig es ist, wenn der Mensch die Arbeit der Bienen übernimmt. In Österreich züchtet eine freundliche Dame gemeinsam mit ihrer Tochter aus besonders fleißigen und sanftmütigen Bienenvölkern brave Königinnen, die sie samt Hofstaat per Post in alle Welt verschickt. Das ist dringend notwendig, denn der Bedarf an Bienen ist riesengroß. Millionen von Bienen müssen auf Obstplantagen rund um den Globus für die Befruchtung von giftverseuchten Blüten sorgen, sie bekommen Antibiotika, und sie sterben dennoch – an Parasiten, vielleicht auch am Stress…
Körper und Seele des Menschen werden bis in die letzte Zelle und bis zum hintersten Hintergedanken erforscht. Wie aber sieht es bei den Bienen aus? Markus Imhoof trifft Wissenschaftler und filmt ihre Experimente über Kommunikation und Lernverhalten von Bienen. Mithilfe von Makroaufnahmen und Minihubschraubern gelingen ihm unglaubliche Bilder. Er zeigt die Geburt einer Königin und ihre Aufzucht, den Hochzeitsflug, die Eierablage und die Gründung eines neuen Bienenvolkes…
Mit wunderbar intensiven Bildern von magischer Wirkung schafft Markus Imhoof eine unvergleichlich spannende Atmosphäre, die aufgelockert wird durch Interviews oder beinahe beiläufige Statements. „Wenn die Bienen verschwinden, verschwindet vier Jahre später der Mensch“, soll Albert Einstein gesagt haben. Dieser Film prangert nicht an, er zeigt, erzählt und enthüllt, ganz ohne den berühmten erhobenen Zeigefinger und überaus unterhaltsam, aber mit einem mahnenden Blick in die Zukunft…
Was bleibt, ist die Hoffnung - und die Freude über diesen außerordentlichen Film, der an die Vernunft ebenso appelliert wie ans Gefühl. Mehr als Honig? – Viel mehr!
(Gaby Sikorski in www.programmkino.de)

Matinée am So 12. Mai um 12 Uhr
und am Mi 15. Mai um 17.30 Uhr

Zum Seitenanfang